Christine Lagarde will IWF-Chefin werden

Superfrau für einen Superjob

Nun ist es offiziell: Die französische Superministerin für Wirtschaft und Finanzen kandidiert für den Direktorenposten beim Internationalen Währungsfonds, nachdem der bisherige Chef dort, Domique Strauss-Kahn, wegen Vergewaltigungsvorwürfen festgenommen wurde und zurückgetreten ist. Eine Superministerin und Superfrau für einen Superjob: eine bessere Wahl kann es kaum geben, denn Lagarde ist in jeder Hinsicht fachlich qualifiziert, fließend englischsprachig und mit einem weiten, auch menschlich weiten Horizont, wie er selten geworden ist unter europäischen Politikern. Lagarde wäre auch präsidentabel in Frankreich - für den IWF ist sie es allemal. Und sie wird auch noch von den europäischen Regierungen unterstützt, selbst andere wichtige Player im IWF wie China haben bereits angedeutet, dass sie einverstanden mit dieser Personalie sind.


Fragt sich nur, ob ihre eigene Affäre, die Lagarde anhaftet, nicht doch zum Fallstrick werden könnte. Die Superministerin ist nämlich in eine Schmiergeldgeschichte verwickelt, in dem auch der schillernde Unternehmer Bernard Tapie eine Rolle spielt. Lagarde steht unter dem Verdacht des Amtsmissbrauchs - und darauf reagieren alle, die beim IWF etwas zu sagen haben, inzwischen extrem empfindlich. Die französische Justiz wird bald entscheiden. Letztlich wird der Richterspruch das Urteil auch darüber sein, ob Lagarde an die Spitze des IWF durchmarschiert oder nicht.

Deutschland bewegt indes noch ein anderer Punkt: Warum wird eigentlich wieder ein internationaler Spitzenposten möglicherweise mit einem Franzosen besetzt? Paris versteht es meisterhaft, Franzosen auf die entscheidenden Chefsessel im internationalen Geschäft zu setzen. Drei der wichtigsten Institutionen wurden zuletzt von Franzosen geleitet: IWF (Strauss-Kahn), Europäische Zentralbank (Jean-Claude Trichet), Welthandelsorganisation (Pascal Lamy). Ein Deutscher (der ehemalige Hamburger Wirtschaftssenator Thomas Mirow) leitet die Osteuropabank - und das war's dann.

Bei allem Lob für Christine Lagarde auch aus Deutschland und insbesondere dem Kanzleramt - es stellt sich die Frage: Haben die Deutschen kein besseres Personal oder sind sie einfach nur zu ungeschickt es durchzuboxen?

 

 

 

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