Bürgerkrieg im Jemen

Saleh träumt von Rückkehr

Der jemenitische Präsident Ali Abdullah Saleh hält es für eine ausgemachte Sache, dass er nach seiner Genesung wieder in den Jemen zurückkehren wird. Saleh war nach Saudi-Arabaien gereist, um seine Verletzungen behandeln zu lassen, die er sich bei einem Raketenangriff auf seinen Amtssitz in Sanaa zugezogen hatte. Er geht fest davon aus, dass er "in 14 Tagen" wieder daheim sein und sein autokratisches Regime fortsetzen wird. Es könnte sein letzter Traum sein.

Zwar hat er einen großen Teil seiner Familie mitgenommen ins Nachbarland, doch sein Sohn Ahmed blieb im Jemen, und der hat sich flugs mit Salehs Stellvertreter Abed Rabbo Mansour Hadi getroffen, um die Machtbasis der Familie zu sichern. Immerhin kontrollieren die beiden sowie zwei Neffen des Präsidenten und zwei Halbbrüder gut ausgebildete und ausgerüstete Eliteienheiten der Armee.

Andererseits verhandeln Mitglieder der regierenden Partei inzwischen mit der Opposition. Offensichtlich geht es dabei um ein Ende der inzwischen 32 Jahre währenden Kleptokratie Salehs im Jemen. Ob er wiederkommt oder nicht, dürfte maßgeblich vom Ausgang dieser Gespräche abhängen. In jedem Fall ist die Opposition inzischen so stark, dass es ein Kampf auf Biegenund Brechen sein wird, wenn Saleh wieder jemenitischen Boden betritt.

Doch was kommt nach ihm? Der Jemen gilt seit Jahren als "failed state", in dem Stämme mehr oder weniger machen was sie wollen und in dem Al Kaida eine starke Basis hat. Saleh hat es immer irgendwie geschafft, die vielen Fäden des jemenitischen Wirrwarrs in der Hand zu behalten. Aus diesem Grunde wurde er von westlichen Regierungen immer als das kleinere Übel angesehen. Es könnte sein, dass sich der Westen nun auf eine neue Situation wird einstellen müssen. Die arabische Rebellion hat längst auch den Jemen erreicht. Wenn ein Despot gestürzt ist, folgt oft eine Phase der Unsicherheit. Salehs Regime war am Ende so moribund, dass es kaum zu halten war. Der Westen muss die Realitäten anerkennen und diejenigen identifizieren in dem Land, mit denen man halbwegs vernünftig zusammenarbeiten kann.

 

 

 

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