Kambdoscha

Gerechtigkeit für Opfer der Roten Khmer

 

Was die Roten Khmer während ihrer Terrorherrschaft von 1975 bis 1978 in Kambodscha angerichtet haben, gehört zu den fürchterlichsten Verbrechen des an Völkermorden nicht gerade armen 20. Jahrhunderts. Mit ihrer Ideologie eines Steinzeit-Kommunismus wollten sie die komplette Stadtbevölkerung und Intelligenz des kambodschanischen Volkes vernichten und das Land in einen primitiven Bauernstaat zurückentwickeln. Rund ein Viertel der acht Millionen Kambodschaner fielen den verblendeten Ideologen in Umerziehungs- und Konzentrationslagern oder bei mörderischer Zwangsarbeit auf dem Lande zum Opfer, ehe vietnamesische Truppen dem grausamen Treiben im Nachbarland ein Ende setzten. Ganze 50 Ärzte haben das Gesellschaftsexperiment der Roten Khmer überlebt, drei Viertel der 20.000 Lehrer im Land wurden ermordet.

 

Der Diktator Pol Pot, genannt "der Schlächter", beging Selbstmord. Der Folterchef der Roten Khmer, Guek Eav, wurde zu 35 Jahren Haft verurteilt. Seit heute stehen nun die vier ranghöchsten überlebenden Mitglieder der Terrorherrschaft in Phnom Penh vor Gericht. Sogar eine so genannte "Sozialministerin"... Es sind, wenn man sie so im Gericht dasitzen sieht, nur auf den ersten Blick bedauernswerte Greise zwischen 79 und 85 Jahren. Vor allem der "Bruder Nummer 2" genannte Pol-Pot-Vertraute Nuon Chea wirkte mit seiner Sonnenbrille und der überdimensionierten Wollmütze wie eine Witzfigur. Kaum zu glauben, dass dieser Mann einer der schlimmsten Mörder der Geschichte ist.

 

Das Tribunal wird die Viererbande verurteilen, sie werden vermutlich nie wieder in Freiheit kommen. Für die Überlebenden ihres Schreckensregimes ist es eine letzte Genugtuung - auch wenn irdische Gerechtigkeit nie ausreichen wird, um die Taten dieser Groß-Verbrecher zu sühnen. Beobachter sprechen davon, dass es das komplizierteste und umfangreichste Völkerstrafverfahren seit den Nürnberger Prozessen wird. Dieser Vergleich zeigt auch die weltweite Bedeutung des Verfahrens in der kambodschanischen Hauptstadt. Schlimm genug, dass es die internationale Gemeinschaft gegen den Willen von Ministerpräsident Hun Sen durchsetzen musste. Der autokratische Herrscher hat vor zwölf Jahren noch eine Feier für Rote-Khmer-Potentaten in seiner residenz in Phnom Penh ausgerichtet und steht für eine Schlusstrich-Politik. Hun Sen hat den Vereinten Nationen klipp und klar zu verstehen gegeben, dass dies der letzte Prozess gegen die Staatsterroristen der Roten Khmer sein würde.

 

Die internationale Gemeinschaft sollte sich das nicht gefallen lassen. Die Verbrechen wurden damals nicht allein von der obersten Clique verübt, die seit heute vor Gericht steht, sondern es gab viele Helfershelfer. Auch ihnen muss der Prozess gemacht werden. Das ist der kamdoschanische Staat, das ist die Welt den Opfern schuldig. Deshalb darf UN-Generalsekretär Ban ki moon nicht nachlassen im Druck auf Hun Sen. Die Regierung in Phnom Penh darf sich nicht sperren, die Scherckensherrschaft in ihrem Land komplett juristisch konsequent aufzuarbeiten. Gegebenenfalls muss sie mit Konsequenzen rechnen: Reduzierung oder Einstellung von Hilfszahlungen, internationale Isolation, Sperrung von Auslandskonten von Regierungsmitgliedern. Einen Schlussstrich unter Verbrechen dieser Art darf es nirgendwo geben - auch nicht in Kambodscha.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0